„Lesenswert: „Zink“ von David van Reybrouck“
Erschienen ist das Buch „Zink“ von David van Reybrouck 2017 im Suhrkamp Verlag (Sonderdruck edition suhrkamp, ISBN 978-3-518-07290-5).
(Düsseldorf, 27.03.2017)
Wer kennt heute noch Neutral-Moresnet, die Mikronation, die von 1816 bis 1919 zwischen den Niederlanden, Belgien und Preußen beziehungsweise dem Deutschen Reich existierte? Mit nur vier Quadratkilometern kaum größer als der Vatikanstaat und mit Kelmis als einzigem Ort gab es dieses kleine Land nur deshalb, weil sich Preußen und die Niederlande nicht darüber einig wurden, wo die begehrten Erzminen liegen sollten, aus denen das Zink für die Dächer von Paris stammte. David van Reybrouck erzählt in seiner kürzlich erschienenen Geschichtsnovelle die Geschichte von Joseph beziehungsweise Emil, der ohne Neutral-Moresnet je zu verlassen zwei Identitäten und fünf Staatsbürgerschaften aufweisen konnte, von Neutral-Moresnet und damit auch die Geschichte des Zinks im Europa des 19. Jahrhunderts – dem „Jahrhundert des Zinks“.
Reybrouck hat gründlich recherchiert: Schon Plinius der Ältere schreibt über die Gewinnung von Messing aus Kupfer durch die Zugabe eines Steins, der in der Provinz Germanien gefunden wird. Reybrouck geht davon aus, dass es sich bei diesem Stein um Zinkerz aus dem Gebiet des Zwergenstaats Neutral-Moresnet südlich vom heutigen Aachen handelte. Und das lange, bevor Zink als Metall in Europa überhaupt bekannt wurde. In der Nähe der Kelmiser Grube wurde 1809 von Jean-Jacques Dony die erste industrielle Zinkhütte der Welt gegründet. 1837 wurde daraus die Société Anonyme des Mines et Fonderies de Zinc de la Vieille Montagne, kurz Vieille Montagne, französisch für Altenberg.
Nach der Anordnung des Pariser Stadtplaners Georges-Eugène Haussmann, im modernen Paris alle Dächer mit Zink einzudecken, begann die Nutzung des neuen Metalls Zinks in großem Umfang. Die Erzvorkommen und die Produktionsstätten im Gebiet von Neutral-Moresnet versorgten Paris und später auch andere Städte mit dem Metall, das zu einem ästhetischen Phänomen geworden war. Reybrouck: „Man schaue über die Dächer von Paris: Was dort im Abendlicht glänzt, was dort unter den ersten dicken Regentropfen dunkelgrau gesprenkelt ist, kommt meist aus der Grube von Neutral-Moresnet. Wenn es in Paris regnet, tropft es auf Kelmis.“
Auch wenn heute in der Kelmiser Grube kein Zink mehr abgebaut wird, wenn Zink an vielen Stellen der Welt gewonnen wird, so gibt es doch etwas, das es wohl nur im Raum Kelmis gibt und das dort ebenso charmant wie unauffällig die Erinnerung an Neutral-Moresnet, die Wiege der europäischen Zinkgewinnung, wach hält: das gelbe Galmeiveilchen, eine äußerst seltene Pflanze, die nur auf diesem zinkreichen Boden gedeiht.
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Die Initiative ZINK im Netzwerk der WVMetalle ist ein Zusammenschluss von Zinkherstellern, Zinklegierungsherstellern, Zinkrecyclern, Halbzeugproduzenten, Herstellern und Verarbeitern von Zinkverbindungen im Netzwerk der WirtschaftsVereinigung Metalle. Sie ist Ansprechpartner für Behörden, Anwender und für die Presse in allen Fragen rund um das Zink. Die Initiative ZINK hat ihren Sitz in Düsseldorf und arbeitet in enger Kooperation mit nationalen und internationalen Zinkverbänden.